Die Zahlen, die die Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen im vergangenen Juni auf der Jahreshauptversammlung vorgelegt wurden, waren für die anwesenden Mitglieder ein Schock. Mit einem satten Fehlbetrag von 3,6 Millionen Euro hatte damals keiner gerechnet, entsprechend schlecht war die Stimmung auf der Veranstaltung, die dann sogar vorzeitig beendet wurde.
Am Sonntagmittag, beim zweiten Teil der JHV, blickte der Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig noch einmal auf die Tage und Wochen nach der chaotischen Versammlung zurück. „Ich habe nach der Jahreshauptversammlung mehrfach gesagt, dass ich als Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen die volle Verantwortung übernehme“, betonte er erneut.
Uhlig zufrieden mit den letzten Monaten
Was das für ihn bedeutete? „Schnellstmöglich alles zu investieren und zu unternehmen und zunächst einmal an Problemen zu arbeiten, Lösungen zu finden und die neue Saison bestmöglich vorzubereiten. Flapsig formuliert könnte man sagen: Sich nicht weg zu ducken, oder den Kopf in den Sand zu stecken und zurückzutreten, sondern alles dafür zu tun, um den Laden weiter ans Laufen zu bringen.“ Mit dem – nicht nur sportlichen – Aufwärtstrend der letzten Monate im Rücken bilanzierte Uhlig: „Ich denke, man kann sagen, dass das der richtige Weg war und dass das bisher auch einigermaßen gut gelungen ist.“
Dem konnte auch Aufsichtsratsmitglied Hans-Henning Schäfer nur beipflichten. Der Finanzexperte hatte bereits auf der „kleinen JHV“ ausführlich das Geschäftsjahr 2022 analysiert und betonte nun erneut: „Eine Bestandsgefährdung des Vereins hat nicht vorgelegen, sie liegt auch weiter nicht vor. Nur leider ist es uns nicht gelungen, das in der ersten JHV so rüberzubringen.“
Auch im Jahr 2023 ist keineswegs alles einfach. So ist die Liquidität beispielsweise gesunken, da ein Darlehen von Sascha Peljhan im Vorjahr aufgebraucht wurde. „In Zukunft müssen wir mit den operativen Erträgen klarkommen – und das ist durchaus eine Aufgabe“, erklärte Schäfer. Deshalb habe man auch eine Professionalisierung – allen voran im Vorstand – vorgenommen. „Ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg.“
41.000 Euro: Positives Ergebnis zum Halbjahr
Dieser Weg spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Demnach ist das bilanzielle Eigenkapital weiter deutlich positiv bei etwa 2 Millionen Euro, das erste Halbjahr wurde mit einem positiven Ergebnis von 41.000 Euro abgeschlossen. „Es gibt keine Bestandsgefährdung, das wirtschaftliche Eigenkapital ist ordentlich, klar ist aber auch: Wir können uns keine Sperenzchen mehr leisten – es sei denn, es kommt noch jemand mit einem Geldsegen, aber das steht zurzeit leider nicht unbedingt vor der Tür“, betonte Schäfer.
„In einem halben Jahr haben wir rund neun Millionen Euro an Erträgen. Im letzten gesamten Jahr waren es elf Millionen“, erklärte das Aufsichtsratsmitglied außerdem. Die liege vor allem an den Zuschauerzahlen und am Sponsoring.
Doch es gibt auch Zahlen, die ärgerlich sind. Denn es gab unvorhergesehene zusätzliche Kosten in Höhe von 370.000 Euro. So kam beispielsweise der zuvor nicht einkalkulierte Rasentausch für 126.000 Euro auf die Essener zu. Auch durch einen weiteren Insolvenzfall fehlen 102.000 Euro. Vorgezogene Personalkosten (Abfindungen) gab es in Höhe von 142.000 Euro.
Schäfer gibt positive Aussichten
„Das Positive ist aber, dass wir aus heutiger Sicht, obwohl wir diese Zusatzbelastungen haben, tatsächlich auf einem sehr guten Weg sind und das eigentliche Ziel des DFBs, nämlich am Jahresende einen Gewinn von deutlich über 100.000 Euro vorzuweisen, vermutlich erreichen können“, berichtete Schäfer, der freudig verkündete, dass man mit Blick auf die wirtschaftlichen Ziele „positiv nach vorne schauen“ könne.
Auch Alexander Rang hat in seinen ersten Monaten als Vorstand Vertrieb gute Erfahrungen gemacht, wie er resümierte. Demnach bestehe in Sachen Sponsoring von Unternehmen „eine große, große Gesprächsbereitschaft. Die Leute, die Unternehmen, die Menschen in den Unternehmen, die interessieren sich für uns. Die wollen wissen, was wir zu erzählen haben und was wir anbieten können. Jetzt ist es an uns, auch die richtigen Produkte zu bieten.“
Ich kann nicht sagen, wann der nächste große Sponsor-Deal kommt oder wer die nächste Firma sein wird, aber ich kann versichern, dass wir bis zum Ende der Saison an jede große Tür geklopft haben.
Alexander Rang
Dabei liege der Fokus zurzeit auf „Produkten rund um die Themen Social Media und Recruiting“, wie Rang erläutert. „Das sind Themen, die sind momentan in aller Munde und wichtig für die Unternehmen. Damit, glauben wir und sind wir überzeugt, die Stärken der Stadt Essen und die Stärken von Rot-Weiss Essen zusammenzubringen.“
Mit Blick in die Zukunft gab der Vorstand noch ein Versprechen ab: „Ich kann nicht sagen, wann der nächste große Sponsor-Deal kommt oder wer die nächste Firma sein wird, aber ich kann versichern, dass wir bis zum Ende der Saison an jede große Tür geklopft haben.“